Low-Carb senkt auch „neue“ Risikofaktoren für Herz-Gefäß-Erkrankungen besser als Low-Fat
Zum Fortschreiten von Herz- und Gefäßerkrankungen tragen Entzündungsvorgänge sowie Fehlfunktionen der Gefäßinnenwände (endotheliale Dysfunktion) wesentlich bei. Sie werden jedoch von den klassischen Risikofaktoren (Cholesterin- und Blutfettwerte) nicht adäquat erfasst. Daher erfahren derzeit gefäß- und entzündungsrelevante, „neue“ Risikofaktoren mehr Aufmerksamkeit.
Gesicherte Erkenntnis bis jetzt:
- Entzündungen und endotheliale Dysfunktionen sind frühe Kennzeichen einer beginnenden Herz-Gefäß-Erkrankung.
- Adiponektin und Leptin, Sekretionsprodukte von Fettzellen, die entzündungshemmend und insulinsensitivierend wirken, sind bei Adipositas verringert (Adiponektin) bzw. erhöht, wirken aber nicht mehr richtig (Leptin).
- Zelluläre Adhäsionsmoleküle (z. B. ICAM-1, VCAM-1) beeinträchtigen die Funktion der Gefäßwände, wobei ICAM-1 auch vom Kohlenhydratverzehr beeinflusst wird.
Anlass dieser Meldung:
Ein Wissenschaftlerteam von der Tulane Universität in New Orleans unternahm einen Diätenvergleich, um zu sehen, wie sich eine kohlenhydratreduzierte und eine fettreduzierte Diät auf das Gewicht und auf „neue“ Herz-Gefäß-Risikofaktoren auswirken.
Studiendesign:
Studienart:
randomisierte Interventionsstudie, Einteilung in eine Low-Carb (< 40 g Kohlenhydrate / Tag, n = 75) oder Low-Fat (< 30 E% Fett, n = 73) Gruppe, keine Kalorienbeschränkung
Datenerhebung:
Wiegen, Blutanalysen und diverse Befragungen zu Studienbeginn sowie in Monat 3, 6 und 12, Ernährungserhebung per 24-Std.-Recalls, individuelle Diätberatungen im ersten Monat wöchentlich, danach Beratungen in Kleingruppen zweiwöchentlich bis monatlich, Ketonkörpermessungen zur Compliance-Kontrolle
Probanden:
148 Adipöse, 50 % Afroamerikaner, 90 % Frauen, eingangs frei von Typ-2-Diabetes, Nieren- sowie Herz- und Gefäßkrankheiten, 22–75 Jahre alt, BMI 30–45, ca. 80 % beenden die Studie
Dauer:
12 Monate
Quelle:
Hu, T et al., Nutrients 2015;7:7978-7994
Ergebnisse:
Unter Low-Carb wurden 5,3 kg Gewicht verloren, unter Low-Fat 1,5 kg. Daneben war das gefäßschützende Adiponektin unter Low-Carb signifikant deutlicher gestiegen als unter Low-Fat. Die Leptinwerte sanken unter Low-Carb ebenfalls deutlicher, der Unterschied war jedoch nur in den Monaten 3 und 6 signifikant. Das Adhäsionsmolekül ICAM-1 sank unter Low-Carb, während es unter Low-Fat stieg, sodass auch in diesem Punkt die Reduktion der Kohlenhydrate zu einem besseren Ergebnis führte. Andere „neue“ Risikofaktoren, wie Interleukin 6 und 8, unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen. Die Autoren heben hervor, dass 60 bis 70 Prozent der günstigeren Effekte unter Low-Carb nicht durch den besseren Gewichtsverlust erklärt werden können, sondern offenbar direkt der Kohlenhydratreduktion zu verdanken sind.
Als streng kohlenhydratreduzierte (ketogene) Diät gestartet, glich die Low-Carb-Diät in ihrer Zusammensetzung am Ende der Studie eher LOGI (ca. 130 g KH, ca. 25 E% Protein, ca. 40 E% Fett). Somit kann auch unter LOGI ein entzündungshemmender und die Gefäßfunktion schützender Effekt erwartet werden!
Mit freundlicher Genehmigung des systemed-Verlags! Vielen Dank!
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