Nach COVID-19 weniger fruchtbar

Neueste Forschungsergebnisse belegen, dass die regelmäßige Einnahme bestimmter Vitamine und Vitalstoffe das Risiko einer COVID-19-Erkrankung senken und die vorübergehende Senkung der Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen verbessern können.

Fast drei Jahre nach der COVID-19-Pandemie entschlüsseln Experten immer noch die mysteriösen Auswirkungen, die das Coronavirus (SARS-CoV-2 – ob als Verursacher der Erkrankung oder als Baustein der Impfung) auf fast jeden Teil des Körpers hat – von Herz, Lunge und Gehirn bis zu Augenhaut und Fortpflanzungsorganen. Während sich die ersten Sorgen auf die Auswirkungen von COVID-19 auf die Fruchtbarkeit von Frauen konzentriert haben, zeigen allmählich neue Forschungsergebnisse bei Männern, dass die Infektion zu einem vorübergehenden Rückgang der männlichen Fruchtbarkeit und sexuellen Funktion führen kann.

COVID-19 und männliche Fruchtbarkeit

Eine im November 2022 im Journal of Endocrinological Investigation veröffentlichte Studie ergab, dass Männer, die COVID-19 hatten, mehr als dreimal häufiger an erektiler Dysfunktion litten als Männer, die COVID-19 nicht hatten. Erektile Dysfunktion kann sich sehr negativ auf die Lebensqualität eines Mannes auswirken – die meisten Patienten entwickeln Depressions- und Angstsymptome im Zusammenhang mit der länger anhaltenden sexuellen Leistungsunfähigkeit.

Das Coronavirus hat außerdem signifikante Auswirkungen auf männliche Sexualhormone sowie die Samenqualität. Eine 2022 in Andrology publizierte Studie hat 88 Teilnehmer untersucht, 44 Kontrollen und 44 COVID-19-Patienten, die wegen Lungenentzündung im Krankenhaus lagen. Der Testosteronspiegel im Blut war in 27,3 % der Fälle signifikant niedriger nach COVID-19. Ein Anstieg des Luteinisierenden Hormons (LH) und Follikelstimulierenden Hormons (FSH) konnte im Vergleich zu der gesunden Kontrollgruppe ebenfalls festgestellt und in weiteren anderen Studien bestätigt werden. Die Samenanalyse ergab eine verringerte Spermienbeweglichkeit bei COVID-19-Patienten und eine höhere Anzahl immobiler Spermien. Alle Parameter normalisierten sich drei Monate nach der Erkrankung.

Das Coronavirus bringt manche Signalwege auf zellulärer Ebene durcheinander, zeigten Morselli et al. in einer anderen Studie, die ebenfalls in der führenden Fachzeitschrift Andrology veröffentlicht wurde. Schon 2019 entdeckten die italienischen Forscher Hinweise darauf, dass nach einer Coronavirus-Infektion mit schwerem Verlauf fast alle männlichen Fortpflanzungsfunktionen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Jetzt wurde eine negative Korrelation zwischen Interleukin-1β, Tumornekrosefaktor-α und Spermienzahl, sowie die insgesamt hohen Konzentrationen von Zytokinen im Sperma beschrieben. Die Autoren schlugen vor, dass männliche Patienten, die sich von COVID-19 mit Lungenentzündung erholen, sich um eine Untersuchung und Nachsorge für ihren Fruchtbarkeitsstatus bemühen sollte.

COVID-19 und weibliche Fruchtbarkeit

Obwohl COVID-19 die männliche Fruchtbarkeit als das „neue schwache Geschlecht“ dargestellt hat, blieben der Zyklus bei den Frauen sowie Eizell- und Embryoqualität keinesfalls vom Coronavirus verschont.

In diesem Zusammenhang fällt mir eine Publikumsfrage ein, die vor wenigen Monaten einem israelischen Professor bei ESHRE, der größten europäischen Konferenz für Reproduktionsmedizin, gestellt wurde – ob sein Labor die Auswirkungen von COVID-19 auf den Zyklus der Frauen untersucht hätte. Darauf antwortete er, dass die Auswirkungen des Coronavirus auf den Zyklus der Frau, ob in Form der Erkrankung oder als Teile der Impfung, bei mindestens jeder dritten Frau vorkamen und dass zurzeit zu diesem Thema viel geforscht wird.

In dem 2022 publizierten Literaturüberblick von Carp-Veliscu et al. wurden die bisher publizierten Studien sowie preprint Daten zusammengefasst und die Effekte von SARS-CoV-2 auf die Hormone, das Endometrium und den Menstruationszyklus, die Eizellreserve und die Embryonen beschrieben. Die zusammengefassten Ergebnisse aller 2019–2022 veröffentlichen Daten zeigten, dass die bisher untersuchten Endometrium-Proben keine SARS-CoV-2-RNA exprimierten, wie von vielen Ärzten und Patienten befürchtet wurde. Aber in Bezug auf den Menstruationszyklus gibt es eine Vielzahl von Veränderungen, die jedoch alle innerhalb der folgenden Monate reversibel schienen.

Die Eizellreserve war in den meisten Fällen bei Patientinnen, die sich sowohl von einer leichten als auch von einer schweren COVID-19-Infektion erholten, nicht signifikant beeinträchtigt – mit einigen Ausnahmen, bei denen ein signifikant niedriger AMH-Spiegel und ein erhöhter FSH-Spiegel beschrieben wurden. Alle von COVID-19 genesenen Patientinnen hatten positive Coronavirus-Antikörper in der Follikelflüssigkeit. Die Anzahl der Eizellen und die Befruchtungsrate waren in drei durchgeführten Studien nicht beeinträchtigt, aber die Anzahl der Blastozysten, Embryonen in Topqualität und Embryonen mit normaler Chromosomenzahl schien jedoch teilweise betroffen zu sein und zeigte tendenziell niedrigere Werte als in der Kontrollgruppe. Hier sind in den kommenden Jahren jedenfalls viele Fragen offen und es ist noch viel zu tun.

Schützen Vitamine und Vitalstoffe vor SARS-CoV-2-Infektion?

Jetzt, wo wir viel mehr über die Effekte der COVID-19-Erkrankung des Coronavirus auf die Fruchtbarkeit der Männer und Frauen wissen, stellt sich die Frage: Gibt es Supplemente und Vitalstoffe, die präventiv dafür sorgen, dass Menschen seltener an COVID-19 erkranken bzw. sich schneller erholen?

In der Zeit zwischen 2019 und 2021 gab es darüber überraschend wenige Daten. Die jüngsten Forschungsdaten ergaben eine geringere Infektionsrate mit COVID-19 bei Frauen, die Vitamin D, Probiotika, Omega-3 und Multivitamine einnahmen (definiert als > dreimal pro Woche für mindestens drei Monate). Interessanterweise wurde (noch) keines der Vitamine und Vitalstoffe mit einer Schutzwirkung gegen COVID-19 bei Männern in Verbindung gebracht.

Der Datensatz umfasste Tausende von Personen – Selbstberichte von 45.757 Amerikanern, die zwischen Mai und Juni 2020 die COVID-App nutzten. Bei 372.720 UK-Teilnehmern hatten diejenigen, die Vitamin D, Probiotika, Omega-3 und Multivitamine einnahmen, auch ein um 14 % geringeres Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion; auch schwedische Daten zeigten ein ähnliches Muster.

Vitamin D hilft

Eine Studie aus Irland fand heraus, dass Menschen, die in typisch sonnigen Ländern Südeuropas wie Spanien und Italien leben, erstaunlicherweise häufiger an einem Vitamin-D-Mangel leiden und höhere COVID-19-Infektions- und Todesraten aufweisen als Menschen in Ländern wie Norwegen, Finnland und Schweden, die weiter nördlich leben und wenig Sonne im Alltag haben. Die Autoren sagen, dass es möglich und sogar wahrscheinlich ist, dass Menschen im Norden einen besseren Vitamin-D-Spiegel haben, weil in ihrer Ernährung viele Lebensmittel vorkommen, die mit Vitamin D angereichert wurden, wie beispielsweise Milch, Brot oder Orangensaft.

Weitere interessante Daten kommen von einer Gruppe italienischer Forscher, die in der Fachzeitschrift Nutrients 2022 veröffentlichte, dass eine kombinierte Vitamin-C- und L-Arginin-Ergänzung positive Effekte auf die körperliche Leistungsfähigkeit und anhaltende Müdigkeit bei Erwachsenen mit „Long-COVID“ hat. Diese randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie wurde mit Erwachsenen von 20–60 Jahren durchgeführt, die eine postakute COVID-19-Ambulanz aufsuchten. Die Teilnehmer wurden eins-zu-eins randomisiert und erhielten 28 Tage lang zweimal täglich oral entweder eine Kombination aus 1,66 g Arginin plus 500 mg Vitamin C oder ein Placebo. Das primäre Ergebnis war die Distanz, die beim 6-Minuten-Gehtest zurückgelegt wurde, sekundäre Endpunkte waren Handgriffstärke und Ermüdungspersistenz. Nach 28 Tagen erhöhten Vitamin C und L-Arginin die 6-Minuten-Gehstrecke erheblich und führten außerdem zu einer Verbesserung der Handgriffstärke im Vergleich zum Placebo. Diese beiden Vitalstoffe sollten somit jedenfalls in Betracht gezogen werden, um die körperliche Leistungsfähigkeit nach COVID-19 wiederherzustellen.

Eine weitere Studie lieferte direkte Beweise für Zusammenhänge zwischen Selen, Zink, Vitamin D und COVID-19. Eine ausreichende Versorgung mit diesen Vitalstoffen ist essenziell, um die Resistenz gegen Virusinfektionen aufzubauen. In der im International Journal of Cardiology veröffentlichen KiSel-10-Studie hat sich Seleno Precise (Fa. Pharma Nord) bewährt.

In der Zwischenzeit laufen weitere Forschungen, die Zusammenhänge zwischen einer rechtzeitigen Einnahme von weiteren Vitalstoffen und dem Risiko von einer Corona-Infektion und -Erkrankung untersuchen. Anfang dieses Jahres fanden Forscher der Chinese University of Hong Kong z. B. heraus, dass das Mikrobiom sowie die Vielfalt der Bakterien im Darm die Reaktion des Immunsystems auf COVID-19 – und damit die Schwere der Erkrankung – beeinflusst.

Eine im April 2021 in der Zeitschrift Gut veröffentlichte Studie ist nur eine in der Reihe von vielen Forschungsanstrengungen, um besser zu verstehen, ob auch Probiotika dazu beitragen könnten, die negativen Konsequenzen des Coronavirus zu reduzieren. Interessanterweise zeigte die Studie, dass das Darmmikrobiom nach COVID-19 verändert wurde, unabhängig davon, ob die Patienten Medikamente erhalten hatten oder nicht. Die bekanntesten immunmodulatorischen Bakterien wie Faecalibacterium prausnitzii, Eubacterium rectale und Bifidobacteria waren nach COVID-19 niedrig und blieben es auch bis zu 30 Tage nach Abklingen der Krankheit, wie anhand von Stuhlproben getestet wurde. Darüber hinaus standen die Darmbakterien in direktem Zusammenhang mit einer erhöhten Konzentration von entzündlichen Zytokinen und Blutmarkern wie C-reaktives Protein.

Fazit

Es gibt viele Vitalstoffe, die für die Unterstützung der Immunantwort auf das Coronavirus hilfreich sind. Die Infektion mit SARS-CoV-2 kann gelegentlich zu einem vorübergehenden Rückgang der Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen führen. Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel sowie die Einnahme von Selen, Zink und Vitamin C sorgen dafür, dass der COVID-19 Verlauf kürzer und das Immunsystem in der Abwehr gegen Atemwegserkrankungen stärker werden.

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