Trainingstrends ’24

Was verdient es als Trend bezeichnet zu werden? Alles, was rasant an Popularität gewinnt und ein gewisses Medienecho auslöst? Ginge man danach, würde es im Trainingsbereich eher mau aussehen.

Die Zeiten, wo sich die Nation vor dem Fernseher versammelte sind vorbei. Eine so breite Mediendurchdringung, wie sie etwa Jane Fonda in den Achtzigern mit Aerobic hatte, ist heute nur schwer vorstellbar. Die Maßeinheit für neue Fitnessthemen sind in der Jetztzeit eher Klickraten und das ist man mit, im Vergleich zu früher bescheidenen, zwei Millionen Reagierern schon gut dabei. Insgesamt ist alles damit viel segmentierter. Verwenden wir den Terminus „Trend“ aber für Trainingsangebote mit guten Chancen auf steigende oder sich verstetigende Beliebtheit lassen sich Kandidaten für 2024 schon wesentlich leichter identifizieren.

Kategorisch vorgehen

Echte Neuheiten, die sofort durchstarten sind in der Fitness die Ausnahme und nicht die Regel. Ein Blick auf Netzfundstücke in Sachen 2024er Trends bestätigt dies. Ob Hula Hoop, Trampolin, Fitness-Boxen oder Seilspringen – schaust du du nach, wann das alles erfunden wurde, kommen meist schon ein paar Jährchen zusammen, also von wegen Senkrechtstart. Womit wir auch schon beim ersten Trend wären: Recycling, also das Wiederbeleben oder Aufpeppen von Formaten, die Geburtsstunde und First Hype schon hinter sich haben, aber Potenzial für einen erfolgreichen neuen Anlauf besitzen. Weitere einzelne Workouts herauszupicken, die eventuell in 2024 etwas werden könnten, scheint wenig zielführend – die Trefferquote wird vermutlich eher niedrig sein. Valider ist, in Kategorien zu denken und damit zu prognostizieren, welche Fitnessmarktsegmente in diesem Jahr gute Aussichten haben, als trendy durchzugehen. Fünf davon, stellen wir nun vor.

1. Wearables

Was die Beurteilung von erwartbaren Tops anbelangt, ist der vom American College of Sports Medicine (ACSM) zusammengestellte „Worldwide Survey of Fitness Trends” eine valide und gerne zitierte Quelle. Der Report erscheint alljährlich in der Januar/Februar-Ausgabe des ACSM Health & Fitness Journals und damit zeitgleich mit diesem Heft. Folglich lagen uns die Ergebnisse für 2024 bei Redaktionsschluss nicht vor. Das ist aber nicht gar zu tragisch, da sich zumindest eine Spitzenplatzierung sicher voraussagen lässt. Gemeint sind Wearables – Seriensieger seit 2019 mit Ausnahme des COVID-Jahres 2021, wo Platz zwei hinter Online-Training belegt wurde. Vermutlich werden die digitalen Körperdaten- und Leistungsmesser auch in 2024 wieder die oder eine Top-Position einnehmen.

2. Social Media Faves

Fitness-Wellenbewegungen in den sozialen Medien sind nahezu permanent zu beobachten und ein guter Gradmesser für die Präfenzen der in den 1990er Jahren geborenen Generation Z (Gen Z). Hier ist auffällig, dass ein anderer Wind als in der vordigitalen Zeit weht. Während frühere Innovationen wie Zumba oder EMS fast immer dazu dienten, den Fun-Faktor zu steigern beziehungsweise das Training zu enthärten, beobachten wir heute oft einen Hang zur Selbstkasteiung. Ein Beispiel dafür ist das von der Influencerin Lauren Giraldo entwickelte 12-3-30-Workout, welches bereits über 300 Millionen TikTok-Views und damit eine weltweite Nachahmergemeinde hat. Eine zwölfprozentige Steigung mit drei Meilen pro Stunde in 30 Minuten zu bewältigen erscheint nicht ganz ohne, verspricht aber immerhin gute Abnehmerfolge.

3. Dance Fitness Comeback

Die Studiokette LesMills prognostiziert, dass Dance-Fitness, mit Ausnahme von Programmen, die ihre Blütezeit schon weit hinter sich haben, in 2024 den Groove zurückgewinnen kann. Dance-Workouts sind eng mit der Popkultur verwurzelt und bedürfen fachkundiger Pflege um Relevanz zu erlangen. Gerade der kometenhafte Aufstieg von TikTok könnte dem Genre neues Leben einhauchen, da er Millionen junger Leute Appetit auf tänzerische Bewegung gemacht hat. Die weltweit größte Studie zu Gen Z-Fitnesspräferenzen, der „Gen Z Fitness: Cracking the code report“, deckte 2023 auf, dass den jugendlichen Geschmack treffende Angebote, gerade bei entsprechender Social Media-Begleitung ein Riesenpotential haben. Gut 80 Prozent der jugendlichen Studiobesucher ließen eine grundsätzliche Bereitschaft zur Teilnahme erkennen, bei den Nichtmitgliedern gaben gut 40 Prozent an, dass sie Workouts mit ihren Geschmack treffender Musik lieben.

4. Evergreens

Nun zu höheren Altersgefilden. Fitnessklassiker werden vermutlich immer auf die ein oder andere Art up-to-date sein. Krafttraining mit freien Gewichten ist in Trend-Rankings seit ewigen Zeiten immer vorne mit dabei, dafür sorgen schon die Männer, denenOld-School-Muskelaufbau, nach wie vor am Herzen liegt. Weitere Dauergäste in den Top 10 sind Bodyweight Exercices, HIIT und seit etwa drei Jahren Outdoor.

5. Wellness-Fitness-Fusion

Eine weit verbreitete Prognose besagt, dass Wellness und Fitness in 2024 mehr Berührungspunkte denn je haben werden. Konsumenten sind in zunehmendem Maße nicht mehr nur auf körperliche Fitness fokussiert, sondern streben auch nach mentalem und emotionalem Wohlgefühl. Ganzheitliche Mind-Body-Ansätze, die Achtsamkeit und Stressbewältigungslösungen anbieten, liegen damit voll im Trend. Yoga, Meditation, Atemübungen – klassisch, neu verpackt oder kombiniert bieten sich dabei als Elemente einer Wellness-Fitness-Kombi-Strategie geradezu an. Ernährungsberatung, Mental Health Support sowie regenerative Angebote wie Massage, Licht- und Kälte- oder Wärmetherapien sind weitere denkbare Bestandteile einer die Sinne positiv ansprechenden Geist-Körper-Schulung.

Unterm Radar

Abschließend noch eine Entwicklung, die angesichts von Inflation und schlechter Wirtschaftsdaten eine Erwähnung verdient. Gemeint ist der seit längerem grassierende und sich vermutlich fortsetzende Boom von Billigangeboten im Studiobereich. Discount-Preise sind nicht neu, dass Kunden sich aber wie in einem Supermarkt selbst bedienen, schon. Voll digitalisierte und meist sogar recht schick anmutende Clubs kommen mehr oder weniger ohne Personal aus. Eingangs-, Trainings- und Abklingbereich werden mit Apps, SMS-Codes oder Transponderchips bedient. Die Preise sind günstig bis moderat, Service ist faktisch nicht vorhanden. Der Popularitätsschub von Kostensparen findet übrigens in herkömmlichen Trend-Charts in aller Regel keine Erwähnung. Diese werden von Experten erstellt, die mit Fitness in irgendeiner Form ihr Geld verdienen und folglich kein Interesse daran haben, den Trend weiter zu pushen.

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