Shape Up: Trackst du noch oder lebst du schon?

Trackst du noch oder lebst du schon?

Etwa ein Drittel der gesundheitsbewussten Bevölkerung nutzt laut einer Umfrage bei Statista regelmäßig einen Fitnesstracker. Doch wie gehen diese Wearables mit den sensiblen Daten der Nutzer um? Welche Informationen werden wie und an wen weitergeleitet? Warnen Datenschützer zu Recht vor der Nutzung der beliebten Assistenten und wie sehr sind wir mittlerweile abhängig von der andauernden Selbstkontrolle?

Der Markt der sogenannten Wearables boomt. Hierzu zählen Fitness-Armbänder, Sportuhren und Smartwatches mit Fitness-Funktionen. Teilweise gewähren Krankenversicherungen sogar beim Erwerb eines solchen Gerätes Zuschüsse und belohnen die Träger bei der Erreichung bestimmter Ziele. Die Daten, die mit diesen Devices aufgezeichnet werden, machen schnell klar, weshalb ein besonderer Schutz vor Datenmissbrauch gewährleistet sein muss. Neben Puls, Schrittzahl, Bewegung und zurückgelegter Strecke (über GPS-Daten), wird auch oft der Kalorienverbrauch, die Herzfrequenz und Hautspannung, Stresswerte, Fortschritte beim Workout und sogar das Schlafverhalten dokumentiert. Anhand von Bewegungsmustern können die mobilen Trackinggeräte sogar erkennen, welche Sportart der Träger praktiziert. Zusammen mit der passenden App werden die gesammelten Daten verwendet, um hilfreiche und informative Statistiken und Analysen zu erstellen. In Kombination mit weiteren Angaben zur Person kann so ein sehr detailliertes individuelles Nutzerprofil erstellt werden.

Problematik

Die gesammelten Daten der Trackinggeräte werden grundsätzlich auf den Unternehmensservern gelagert und könnten an Dritte weitergegeben werden. Hierzu zählen unter anderem Kreditinstitute, Versicherungen, Leasing-Firmen, Arbeitgeber und viele andere Unternehmen. Viele der Hersteller schließen in ihren Geschäftsbedingungen nicht aus, gewonnene Daten auch auf Servern im nichteuropäischen Ausland zu speichern. Das Problem hieran ist, dass dort in der Regel weniger strenge Auflagen bezüglich des Umgangs mit sensiblen Nutzerdaten gelten. Dies bedeutet vor allem, dass Dritte Zugang zu den gespeicherten persönlichen Daten erhalten könnten, um diese dann zum Beispiel zur Schaltung von individualisierter Werbung zu nutzen.Gerade bei der Nutzung von Bluetooth ist Vorsicht geboten. Die Datenübertragung sollte immer hochverschlüsselt in eine Cloud erfolgen, um die maximale Sicherheit zu gewährleisten.

Verbesserungen

Nachdem es in den letzten Jahren zu Beschwerden durch unabhängige Testorganisationen gekommen ist, haben die Anbieter der Wearables reagiert und ihre Datenschutzbestimmungen überarbeitet. So findet bei Apple, Garmin, Polar, Jawbone, Fitbit und Co. die Datenübertragung grundsätzlich verschlüsselt und nur an authentifizierte Geräte statt. Zudem wird eine Verbindung zu nur einem authentifizierten Gerät gleichzeitig zugelassen. Auch die Datenschutzerklärungen der Anbieter wurden grundsätzlich überarbeitet. Alle namhaften Hersteller stellen ausführlich formulierte Erklärungen zur Verfügung, die leicht verständlich sind. Laut AV-Test sind die Hersteller Garmin, Huawei, Nokia und Samsung hier besonders hervorzuheben, denn die schließen eine Weitergabe von sensiblen Nutzerdaten an Dritte komplett aus, solange keine explizite Einwilligung des Nutzers vorliegt. Seit der Umsetzung der DSGVO im Mai 2018 hat sich hier einiges getan und zum Positiven entwickelt.

Macht Fitness-Tracking süchtig?

Eher nicht, lautet die Antwort der Psychologin Christiane Attig von der TU Chemnitz, welche dort an Tracking-Folgen forscht und sich auf die Erforschung von Interaktionen zwischen Technik und Mensch spezialisiert hat. Jedoch kommt es auf den individuellen Nutzer an und für welches Ziel er das Trackinggerät nutzt. Sobald eine emotionale Verbundenheit zum Ziel des Sports vorliegt, besteht eine größere Gefahr einer Abhängigkeit. Die Forscherin konnte feststellen, dass Tracking natürlich Einflüsse auf die Nutzer hat. In ihrer Studie gaben 18 Prozent der befragten Menschen an, eher zu weniger Aktivität zu neigen, wenn sie ihren Tracker nicht tragen. Insofern hat das Tracking einen positiven Einfluss auf Sporttreibende. Die Psychologin gibt weiterhin an, dass die Begeisterung der Menschen für die Tracker jedoch im Allgemeinen nach einigen Monaten abnimmt und viele Nutzer ihre Tracker dann nicht mehr tragen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen fühlen sich manche Menschen so, als würden sie den Sport nicht mehr ausüben, um sich selbst etwas Gutes zu tun, sondern vielmehr den Zahlen des Trackers hinterherrennen. Andere wiederum brauchen das Gefühl der Verbundenheit und das geht verloren, sobald deren Freunde eine andere Tracking-App nutzen. Auch Ungenauigkeit der Tracking-Ergebnisse und Abweichungen von anderen Trainingstagen führt zur vernachlässigten Nutzung des einst geschätzten Wearables.

In ihrer Studie lasen Attig und ihr Kollege Frank heraus, dass Menschen, welche unsichere Situationen nicht gut aushalten, sich gegen die Ausübung von Sport entscheiden, wenn sie die Wahl haben zwischen Sport ohne Tracker oder gar keinem Sport. Die Psychologin erklärte dem MDR diesen interessanten Effekt so: „Das Wissen, dass ich jetzt überhaupt keine zusätzlichen Kalorien verbrenne, ist beruhigender, als nicht zu wissen, wie viele Kalorien man exakt verbrannt hat.“

Im Großen und Ganzen ist die freiwillige Nutzung von Fitness-Tracking-Geräten eine positive Sache, wenn die Datenschutzbestimmungen der Hersteller eingehalten werden und die Nutzer sich nicht zu sehr (emotional) abhängig machen von den produzierten Zahlen. Zur Leistungsüberprüfung und Status-Kontrolle sind die technischen Helfer vor allem im Leistungssport eine nützliche Ergänzung. Gerade in der momentanen Zeit, in der Sozialkontakte so weit wie möglich vermieden werden sollen, bieten Tracker die Möglichkeit, individuelles Training durchzuführen und die Daten direkt an den zuständigen Athletiktrainer und restlichen Betreuerstab zu übermitteln. So kann das Training bei Bedarf modifiziert und angepasst werden.

Quelle: shape UP 3/2021

Abbildung: Syda Productions / shutterstock.com


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